Psychotherapie im Dialog PiD Heft
3/2000 – Themenheft "Panik" - Seiten 76 bis 79
Reiner Kemmler im Gespräch mit Michael Broda *
Zur Person Dipl.-Psych.
Reiner Kemmler, Jahrgang 1940, hat nach seinem Psychologiediplom 1965
in München drei Jahre lang am Max-Planck-lnstitut für Psychiatrie vor
allem an posttraumatischen Belastungen von Kl-Opfern gearbeitet. Danach
führte er zehn Jahre selbstständig eine verhaltenstherapeutische Praxis
für Kinder und Jugendliche in München. Daneben zahlreiche Forschungsarbeiten
im Hochleistungssport und am Flugmedizinischen Institut in Fürstenfeldbruck
mit Piloten. Von 1978 - 1989 am Flugmedizinischen Institut mit dem Schwerpunkt
Rehabilitation und Prävention gesundheitlicher Störungen bei fliegendem
Personal, dabei Entwicklung von Trainings- und Therapieprogrammen mit
Piloten sowie Flugunfallanalysen. 1989 Wechsel zur Lufthansa mit dem
Schwerpunkt der Prävention von Leistungs- und Gesundheitsstörungen des
fliegenden Personals. Herr Kemmler ist leitender Referent für Luftfahrtpsychologie
der Deutschen Lufthansa. PiD besuchte ihn an seinem Arbeitsplatz in
Frankfurt. PiD: Wie häufig schätzen Sie,
dass Flugbegleiter/Flugbegleiterinnen auf Lufthansa-Flügen mit Panikattacken
oder stark ausgeprägten Flugängsten bei Passagieren konfrontiert werden? R. Kemmler: Dazu kann ich
Ihnen leider überhaupt keine verbindlichen Zahlen nennen, weil wir selbst
keine Forschung betreiben. Vielleicht genügt es Ihnen, wenn ich Ihnen sage,
dass wir aufgrund von externen Studien zu diesem Thema damit rechnen, dass
nur etwa 40% aller Passagiere sich an Bord ausgesprochen wohl fühlen. Von den
übrigen Passagieren gerät ein Bruchteil, je nach situativen Bedingungen, dann
auch mal in einen Angstzustand oder gar in die Nähe einer Panikattacke.
Gelegentlich kommt es vor, dass aus diesen Gründen ein Flug abgebrochen
werden muss. Eine ganz eigene Form der Angstreaktion glauben wir neuerdings
bei einigen Managern zu kennen, weil sie ähnlich wie unsere Pilotenschaft
sehr darauf trainiert sind, in jeder Situation kompetent zu sein. Als
Passagiere in einem Flugzeug, angeschnallt, unbeweglich, ohne Telefon, ohne
Sekretärin, ohne Schreibtisch, ohne Abstand zu anderen, erleben sie
gelegentlich ein hohes Ausmaß an Hilflosigkeit und mangelnder Kontrolle über
die Situation. PiD: Das leitet zur nächsten Frage über: Wie hoch schätzen Sie den Zusammenhang zwischen Flugängsten und dem Auftreten von Panikattacken? Ist eine Panikattacke eine normale Folge einer Flugangst, also sind 50 bis 60% der Passagiere potenzielle Panikattacken-Kandidaten. Oder sind es spezifische Umstände die Menschen in Panikattacken führen, die mit der Grundflugangst, mit der, wie Sie ja sagen, viele zu tun haben, gar nicht so stark zusammenhängt? R. Kemmler: Unsere Erfahrung
ist, dass wir es in den seltensten Fällen mit einer reinen Flugangst zu tun
haben. Bei den Passagieren, die unter Flugangst leiden, handelt es sich
eigentlich um Personen, die vor ganz unterschiedlichen Situationen Angst
haben. Diese Situationen, die auch beim Fliegen eine Rolle spielen oder beim
Fliegen kumulieren, also z. B. den Boden zu verlassen, sich im
dreidimensionalen Raum zu bewegen, die Konfrontation mit entsprechenden
Bewegungsreizen, vor allem aber Beschleunigungsreizen, das Wissen oder die
Erfahrung, dass man sehr hoch ist, also Höhenangst; die Tatsache, dass man
den Raum, in dem man sich aufhält nicht verlassen kann, also die Angst vor
dem Eingeschlossensein und die Angst mit vielen Menschen auf ganz engem Raum
zusammen zu sein, also einer Sozialphobie. Es ergibt sich also beim Fliegen
eine Situation, in der Menschen mit ganz unter- schiedlichen Grundängsten,
von denen einige gar nicht so recht wissen, dass sie diese haben, Angst vor
dem Fliegen oder genauer gesagt, Angst vor den Umständen, die beim Fliegen
gegeben sind, entwickeln. Je nach Eskalationsmöglichkeiten kann daraus auch
eine Panikattacke entstehen. PiD: Was macht jetzt Ihre Fluglinie, um mit Angst-
und Panikpatientinnen auf Flügen umzugehen. Ich habe es neulich erstmals
erlebt, dass eine Konkurrenzlinie von Ihnen mit flotten Sprüchen beim Start
offensichtlich versucht hat, für eine heitere Stimmung zu sorgen. Was sind die
Anweisungen zur Prävention, damit sich Passagiere möglichst wohl fühlen
und welche gibt es zur Krisenintervention bei einer Panikattacke? R. Kemmler: Also die Angst entwickelt sich in unserer
Gesellschaft zu einem immer stärker akzeptierten Thema. Es wird immer
normaler, darüber zu reden und deshalb können Sie hierzu auch bei Fluglinien
eine immer offenere Haltung er- kennen. Präventive Maßnahmen gegen Flugangst
gibt es seit es Passagierflüge gibt. Die Devise bei der Ausbildung von Bord-
und Servicepersonal lautete schon immer, alles zu tun, was von vornherein das
Auftreten von Ängsten und von Konflikten verhindert. Das Personal wird im
Hinblick auf Einfühlungsvermögen, Kontaktfähigkeit, Hilfsbereitschaft und Höflichkeit,
aber auch Bestimmtheit und Durchsetzungsfähigkeit, kurz, wegen seiner
Sozialkompetenz ausgesucht, Der Umgang mit ängstlichen Passagieren wird
praktisch geübt. Das reicht von dem Angebot an Essen, Trinken, Unterhaltung
bis hin zu den Möglichkeiten an Bord, wie im Büro zu arbeiten oder sich
urlaubseinstimmend mit ganz verschiedenen Audio- oder Video-Programmen zu
entspannen. Das Schaffen einer angst- freien Atmosphäre, dem stets
freundlichen Umgang, dem Verständnis, dem Einfühlungsvermögen der Flugbegleiterinnen
- dies sind alles Kriterien der individuellen Befriedigung primärer
Bedürfnisse. Wir würden uns wünschen, dass diese Bedingungen schon beim
Betreten des Flughafens hergestellt werden könnten. Leider kommt ein gewisser
Teil der Passagiere bereits vor dem Flug ziemlich gestresst am
Flughafen an, Darüber hinaus ist der Umgang mit Not- und Konfliktsituationen
Gegenstand des jährlich zu durchlaufenden sog. Emergency-Trainings, der
Erste-Hilfe-Ausbildung sowie dem sog. Crew-Resource-Management Training.
PiD: Wir kennen ja bei vielen Menschen als zwar problematische, aber
durchaus sehr verbreitete Möglichkeiten der Stressbekämpfung sowohl Alkohol-
als auch Nikotineinsatz, Welche Rolle spielen diese beiden Parameter auf
Flügen, und in welchem Zusammenhang stehen sie zu Flugängsten bzw.
Panikattacken? R. Kemmler: Es ist nahe liegend
davon auszugehen, dass doch ein gewisser Anteil der Passagiere eine Art
Eigenbehandlung vor oder während des Flugs vornimmt, indem entweder
Beruhigungs- oder Schlafmittel oder das Allheilmittel Alkohol konsumiert. Was
Letzteres betrifft, so gibt es einige Länder, die Flugbegleiter wegen des
hohen Anteils alkoholisierter Gäste nicht besonders gerne anfliegen, Die
Wirkung des Alkohols ist an Bord, insbesondere auf Langstrecken, größer. Die
Einführung von Nichtraucherflügen war im Übrigen auch nicht unproblematisch,
da dies zunächst zu einem Anstieg von Verhaltensauffälligkeiten bei starken
Rauchern geführt hat. PiD: Sind Flugbegleiterinnen ausgebildet,
Panikattacken von kardialen Zustandsbildern zu unterscheiden oder wird in jedem
Fall zunächst mal ein Arzt geholt? R. Kemmler: Flugbegleiter sind weder
Mediziner noch Psychologen. Das wäre zu viel verlangt. Erfahrungsgemäß
befindet sich zumeist ein Arzt an Bord. PiD: Werden Beruhigungsmittel ausgegeben? R. Kemmler: Nicht von
Flugbegleitern, nur von Medizinern aus dem stets an Bord befindlichen
"Doctor' s Kit. PiD: Immer wieder werden Medienberichte über erschreckende Unfälle
gebracht, zuletzt Egypt-Air oder Alaska- Air. Ist Ihre Erfahrung so, dass
nach solchen Berichten in Printmedien oder auch im Fernsehen die Anzahl der
Passagiere mit starken Ängsten bzw. Panikattacken ansteigt? R. Kemmler: Wir gehen davon
aus, dass das so ist, wenngleich wir das nicht direkt erfassen können, Trotz
aller Krisen und Katastrophenfälle in den letzten 10 Jahren gibt es in der
Weltluftfahrt eine jährliche Zuwachsrate an Passagieren und
Transportaktivitäten von durchschnittlich 5 bis 7 %. Während des Golfkrieges Anfang der 90- er Jahre
konnte man einen deutlichen Passagierrückgang erkennen. Der sog.
Sitzladefaktore, der Grad der Auslastung eines Flugzeugs, erholte sich nach
Kriegsende bei Flügen in die Golfregion zunächst nur langsam. Das hängt damit
zusammen, dass die Vermeidungsangst bei solchen extremen Ereignissen zu-
nächst stark ansteigt und keinesfalls mit ihrem Ende schlagartig
verschwindet, sondern erst allmählich, also mit deutlicher Verzögerung,
abnimmt. PiD: Gibt es Erkenntnisse, dass es Zusammenhänge gibt zwischen dem Auf-
treten von Panikattacken und Flugängsten einerseits und Parametern wie Größe
des Fluggerätes, Länge der Strecke oder anderen -wir würden sagen -
Säthingvariablen? R. Kemmler: Settingvariablen
spielen mit Sicherheit eine Rolle. Hier überlagern sich jedoch viele
Einflüsse, sodass wir kein allzu klares Bild erkennen können. Die Auslösebedingungen für Ängste sind wirklich
sehr individuell. Beispielsweise werden Langstreckenflüge von ängstlichen Personen eher ver- mieden, obwohl dort normalerweise die Rahmenbedingungen insgesamt angenehmer sind. Die Abläufe sind langsamer und ruhiger. Es geschieht weniger pro Zeiteinheit. Bei jedem Flug muss man nach dem Start "durch das Wetter hin- durch" in größere Höhen, in denen das Fliegen komfortabler und ökonomischer ist. Zur Landung geht es wieder "durch das Wetter" hindurch, diesmal nach unten. Bei einem Kurzstreckenflug verdichten sich diese Abläufe. SchIechtwetterbedingungen sind hier also unangenehmer. Allerdings gibt es dort, wo mehr Personen zusammen sind beispielsweise mehr Anlässe für Konflikte. Also wenn sich an Bord 350 bis 400 Leute befinden, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu irgendweIchen Unstimmigkeiten kommt, größer, als wenn es sich nur um 25 bis 30 Personen handelt. PiD:
Gibt es denn Erkenntnisse darüber, ob es soziodemographische Einflüsse gibt,
das heißt Alter, Geschlecht, Bildungsstand usw. ? Sie sagten vorhin, Sie
machen selbst keine Forschung, aber gibt es Hinweise darauf, dass bestimmte
Personengruppen eher betroffen sind als andere? R. Kemmler: Nein, das sieht
nicht so aus. Das Alter streut vom Kind bis in den Altersbereich um 70 Jahre.
Frauen unter- scheiden sich hinsichtlich des Auftretens von Ängsten nicht von
Männern, höchstens in der Anwendung spezifischer Bewältigungsstrategien, sie
trinken weniger Alkohol, nehmen dafür aber mehr Tabletten. Vielflieger sind genauso flugängstlich wie
Neulinge, allerdings sind bei ihnen die Auslöser anderer Natur. Regelhafte
Zusammenhänge lassen sich nur wenige erkennen. Man müsste dies in der Tat
systematischer erforschen. PiD: Gibt es unter professionellem Personal, also Flugbegleitern oder
evtl. auch Cockpitpersonal, die Störung Angst/ Panikattacken und wenn ja, was
machen Sie mit diesen Menschen? R. Kemmler: ja, das gibt es
auch. Verständlicherweise bedeutet ja der professionelle Umgang in dieser
Tätigkeit eigentlich auch die ständige Konfrontation mit potenziellen
Gefahrensituationen. Die Überwachung und Kontrolle der körperlichen und
psychischen Leistungsfähigkeit und Gesundheit ist jedoch so eng, dass wir
beim fliegenden Personal eine weit unter dem Durchschnitt liegende Inzidenz
beobachten. Beim Cockpitpersonal besteht eine wesentlich höhere Schwelle für
Angstsymptome als bei Kabinenpersonal. Dies hängt vermutlich mit der höheren Kontrollkompetenz der Piloten zusammen. Ihre Eingriffsmöglichkeiten in den Flugverlauf sind per se entscheidend. Das Kabinenpersonal ist weitestgehend davon abhängig. dass im Cockpit alles richtig gemacht wird. Das Gefühl des Ausgeliefertseins ist deshalb bei diesem größer. PiD: Und was bieten Sie den Mitarbeiterinnen an die solche Störungen
haben. Gibt es bei Lufthansa eigene Therapiebausteine oder werden sie einfach
an niedergelassene Praxen verwiesen? R. Kemmler: Wir haben intern ein
ziemlich umfassendes Netzwerk der Betreu- ung. das von der Personal- und
Sozialberatung bis zur fachpsychologischen Beratung reicht. Intern wird nicht
psychotherapiert, nur diagnostiziert und beraten. Im Einzelfall wird an
externe Fachleute verwiesen. Im Zusammenhang mit interner Betreuung sind wir
auf einige wichtige Bausteine sehr stolz. Wir haben verschiedene effektive
Selbsthilfeaktivitäten initiiert, wie z. B. das Vertrauensteam im Cockpit,
eine Art Ombudsmann für Kapitäne, Copiloten und Flugingenieure. An diese kann
man sich anonym bei persönlichen und familiären Problemen wen- den. Eine
ähnliche Einrichtung gibt es seit längerem schon für Suchtprobleme. Zurzeit
entsteht beim fliegenden Personal im
Konzern ein "Peer Support System" zur Prävention und raschen
Betreuung bei posttraumatischen Belastungsstörungen. Für die psychosoziale
Betreuung von Passagieren, Angehörigen und Mitarbeiterinnen im Falle eines
Unglücks oder einer Katastrophe haben wir 1000 freiwillige Firmenangehörige
ausgewählt und ausgebildet. Sie sind ein wesentlicher Baustein eines
zeitgemäßen Krisenkonzeptes, bei dem eine 1: 1-Betreuung vorgesehen ist. PiD: Wie leicht fällt es denn professionell arbeitenden Mitarbeitern,
zuzugeben, dass sie unter so einer Störung leiden? R. Kemmler: Das fällt schwer.
Viele wehren sich verständlicherweise zu- nächst dagegen. Immerhin könnte die
Flugtauglichkeit und damit die berufliche Existenz berührt sein. Wenn aber
registriert wird, dass es um präventive Maßnahme geht und die Vertraulichkeit
gewahrt bleibt, entsteht ein hohes Maß an Kooperationsbereitschaft und
Compliance. Wenn es sich bei den Angststörungen um berufsbedingte Erkrankun-
gen handelt, wie z. B. PTSD, dann ist das Unternehmen natürlich an
präventiven Maßnahmen in höchstem Maße interessiert. PiD: Was sind denn die Schätzungen, wie viele Passagiere Ihnen
sozusagen verloren gehen, das heißt, wenn Sie mal die Zahl der Flieger jetzt
als Ausgangszahl nehmen, wie viele kämen noch dazu potenziell, die aus
Gründen der Flugangst gar nicht erst in so ein Flugzeug einsteigen ? R. KemmIer: Nach Schätzungen
in den USA beträgt der Anteil potenzieller Passagiere, die den Airlines wegen
unbewältigter Ängste verloren gehen ca. 5 bis 10% des bestehenden
Passagieraufkommens. Dies stellt einen enormen wirtschaftlichen Faktor dar. PiD:
Als niedergelassener Therapeut bin ich ja auch häufig mit Patientinnen
mit Flugängsten konfrontiert. Meine Möglichkeiten erschöpfen sich da in einem
Insensu-Training von bestimmten Flugbedingungen. Was könnten Kolleginnen in
der Niederlassung Patientinnen anbieten oder was könnten Sie denen
vorschlagen? Was halten Lufthansa oder vielleicht ähnliche kooperierende
Unternehmungen vor. Wenn jemand seine Flugangst angehen möchte? R. Kemmler: Ich habe das seit
25 Jahren intensiv verfolgt. Anfangs war es schwierig über das Thema
innerhalb einer Fluglinie überhaupt zu reden. Das Thema war tabu. In den an
Bord eines Flugzeuges in den Sitztaschen befindlichen, schriftlichen
Anweisungen für Notfälle wird um jeden Preis vermieden, über Ängste zu reden.
Der Umgang mit dem Thema hat sich geändert. Lufthansa hat bereits vor längerer Zeit eine
externe Firma damit beauftragt, ein Spektrum von vorbeugenden
Trainingsmaßnahmen gegen Flugangst zu entwickeln und anzubieten. Die Agentur
Texter in München macht das mit großem Erfolg in ganz Europa. Es gibt
mehrtätige Seminare einschließlich eines "Bewährungsfluges" sowie
individuell abzustimmende Programme. Methodisch gesehen, halten wir die ver-
haltenstherapeutische Vorgehensweise für die effektivste. Psychoanalyse und Gesprächstherapie
erscheinen uns zu langwierig, zu wenig operationell, wie man in der Fliegerei
sagen würde. PiD:
Der Spruch "Wenn Gott gewollt hätte, dass der Mensch fliegt, hätte er
ihm Flügel wachsen lassen" heißt ja, Flugangst ist an sich auch etwas Natürliches.
Also nicht jede Art von Flugangst oder Unwohlsein an Bord ist gleich
pathologisch. Wo ist der Unterschied zwischen pathologischer und natürlicher
Flugangst? R. Kemmler: Für alle "fliegenden
Menschen", gleichgültig ob Passagiere oder fliegendes Personal sollte
hier die Devise lauten, mit Ängsten richtig umzugehen. Also die Ängste als
ein weitgehend normales Merkmal der Situation zu erkennen, zu akzeptieren und
zu richtigen Entscheidungen zu gelangen. Auf gar keinen Fall die Ängste zu
unterdrücken oder aus der Welt zu schaffen versuchen. Den Satz, den Sie
vorher gesagt haben, behält selbstverständlich seine Gültigkeit. Mittlerweile
machen wir jedoch so viele Dinge im Leben, beispielsweise in der Raum- fahrt,
für die wir dispositionell nicht "ausgerüstet" sind und für das wir
technische Krücken benützen Unsere Zukunft wird möglicherweise immer weniger
von dem bestimmt, was unserer natürlichen Veranlagung entspricht. PiD: Haben Sie herzlichen Dank für das Gespräch. ·
Autor: Dr.phil.Dipl.Psych. Michael Broda ist Mit-Herausgeber der Fachzeitschrift PiD Psychotherapie im Dialog. |